Die hier genutzten Zahlen sind nur Durchschnittswerte. In der Praxis weichen die Gehälter natürlich nach oben und nach unten oft ab. Es wäre also fahrlässig, wenn man sich nur an diesen Durchschnittswerten orientiert. Laut der Auswertung des Instituts Arbeit und Technik würden ein Fünftel der in Vollzeit arbeitenden Altenpflegefachkräfte in Krankenhäusern nur 2.967 Euro verdienen, in ambulanten sozialen Diensten sogar nur 2.110 Euro. Bei den Vollzeithilfskräften in der Altenpflege sähe es noch krasser aus: Jede:r fünfte Hilfskraft verdient in Krankenhäusern nur 2.153 Euro, in ambulanten Diensten sogar nur 1.654 Euro.
Gerade letzteres ist erschreckend: Denn nach dem Pflegemindestlohn für 2019 (das Jahr, aus dem diese Zahlen stammen) hätten sämtliche Pflegekräfte in Vollzeit mindestens 1.914 Euro (Westdeutschland) oder 1.827 Euro (Ostdeutschland) verdienen müssen. Ebenfalls unter Pflegemindestlohn arbeiteten jede fünfte Altenhilfskraft in Altenheimen und Pflegeheimen.
Außerdem zeigt die Auswertung, dass die Bandbreite aus Geringverdienern und Höchstverdienern in den jeweiligen Arbeitsorten unterschiedlich groß ausfällt. Bei den Fachkräften für Altenpflege ist die Spanne bei den Krankenhäusern mit am geringsten. Bei den Hilfskräften ist die Spanne wiederum bei den Krankenhäusern am größten. Eine große finanzielle Bandbreite bietet zwar die Chance, weit mehr als der Durchschnitt zu verdienen, aber auch die Gefahr, weit weniger zu verdienen.
In der Pflege mit Tariflohn arbeiten?
Nicht nur der Ort, wo man arbeitet, kann ich Susannes Gehalt als Pflegekraft auswirken, auch die Form des Trägers. Manche Arbeitgeber haben eine Tariflohnpflicht. Diese vereinfachen natürlich die Gehaltsberechnungen – und die Risiken zu wenig zu verdienen, fallen dann weg. In der Pflege gelten, abhängig vom Träger, folgende Tarife:
Pflegekräfte in Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Kommunen: TVöD-B (Anlage E)
Pflegekräfte in Krankenhäusern in Kommunen: TVöD-K (Anlage E)
Pflegekräfte in Einrichtungen der Bundesländer: TV-L (Anlage C)
Wer beispielsweise bei einem Pflegedienst eines staatlichen Trägers angestellt ist, erhält ein Gehalt nach dem „Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes“ (TVöD) für den für den Dienstleistungsbereich und Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Die Tariftabellen nennen unterschiedliche Gehälter, abhängig von der Qualifikation (Entgeltgruppe) und der Dauer der bisherigen Laufbahn (Entwicklungsstufen). Wer also höher qualifiziert ist und länger arbeitet, verdient mehr.
In den Tarifverträgen ist genau definiert, was es mit den jeweiligen Entgeltgruppen auf sich hat. Beispielsweise startet die TVöD-B-Tabelle für Pflegedienste mit der Entgeltgruppe P5, worunter Pflegehelfer:innen fallen, die komplett ohne Vorerfahrungen starten. Susanne würde ab April 2022 monatlich rund 2.376 Euro verdienen. Wenn sie viele, viele Jahre diesen Job gemacht hat, würde ihr Gehalt bis zu rund 3.042 Euro ansteigen (Entwicklungsstufe 6).
Falls Susanne aber erst eine dreijährige Ausbildung machen sollte, würde sie danach direkt in die Entgeltgruppe P7 einsteigen, und zwar aufgrund ihres beruflichen Vorwissens direkt in Stufe 2. Das bedeutet: Rund 2.932 Euro monatlich, nach vielen Jahren irgendwann bis zu 3.654 Euro.