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Krankentransport

Krankenfahrten: Tarifreform bringt Taxiunternehmen in Not

Hamburg fordert 30 Prozent mehr, Berlin setzt auf Festpreise – Fahrdienste für Krankenbeförderung stehen vor existenziellen Herausforderungen.

Die Krankenfahrten-Branche steht unter enormem finanziellen Druck. Während in Hamburg ein Taxiunternehmen um 30 Prozent höhere Vergütungen von den Krankenkassen kämpft, geht Berlin einen völlig anderen Weg und setzt auf Festpreise. Die Branche sucht verzweifelt nach Lösungen – denn die aktuellen Entwicklungen bedrohen die Existenz vieler Fahrdienste.

Hamburg: 25 Prozent Mehrkosten durch Tarifreform

Was zunächst wie eine moderate Preisanpassung aussah, entpuppt sich als existenzbedrohende Kostenfalle: Hamburgs Taxi-Tarife sind Anfang des Jahres offiziell um 4,8 Prozent gestiegen. Doch diese Zahl täuscht. Zur Rushhour – also genau dann, wenn viele Krankenfahrten stattfinden – beträgt die tatsächliche Steigerung 25 Prozent.

Der Grund: Die sogenannte Karenzminute wurde abgeschafft. Seitdem läuft das Taxameter auch im Stop-and-Go-Verkehr weiter. Jan Weber aus dem Vorstand von Hansa-Taxi erklärt die Problematik: „Wenn der Patient in die Praxis oder zur Dialyse muss, dann ist eben Stau. Dann sind verkehrsbedingte Wartezeiten, dadurch kommt die Erhöhung von 25 Prozent zu Stande“.

Das Taxiunternehmen fordert daher von den Krankenkassen 30 Prozent mehr Geld – 25 Prozent für die gestiegenen Fahrtkosten und weitere 5 Prozent für höhere Personalausgaben. Die Kassen jedoch wollen nicht mehr dazugeben, als die 4,8 Prozent, die sie Anfang des Jahres bewilligt haben. Die Folge: Verträge zwischen Hansa-Taxi und mehreren Krankenkassen sind bereits ausgelaufen.

 

Patienten als Leidtragende

Die Konsequenzen tragen die Patienten: Sie müssen die Taxirechnungen zunächst selbst zahlen und mit der Krankenkasse abrechnen. Wer mehrfach wöchentlich zur Dialyse oder Chemotherapie muss, für den wird das zur zusätzlichen finanziellen Belastung. Tausende Hamburger Patienten sind betroffen – Menschen, die regelmäßig zu Tumortherapien oder zur Dialyse gefahren werden müssen.

 

Berlin: Festpreise als Ausweg?

Einen ganz anderen Weg geht Berlin: Die Berliner Taxizentrale vermittelt seit dem Sommer Krankenfahrten zu vorab festgelegten Tarifen. Hermann Waldner, Inhaber der Taxizentrale, sieht darin eine Win-Win-Situation: „Weder Stau noch Umleitungen ändern etwas am vorher vereinbarten Fahrpreis“.

Die Vorteile für Taxiunternehmer: kontinuierliche Fahrten, weniger Leerkilometer, bessere Einsatzplanung – und vor allem: Planungssicherheit. Taxi Berlin übernimmt dabei den kompletten Abrechnungsaufwand, von Verhandlungen über elektronische Abrechnung bis zur Vorfinanzierung.

Doch auch hier gibt es einen Haken: Der Festpreis ist der Endpreis. Wartezeiten und Zuschläge gemäß Taxitarifordnung sind nicht berechnungsfähig. Für viele Fahrer bedeutet das trotz der Planungssicherheit geringere Einnahmen pro Fahrt.

 

Blick zu den Nachbarn: Frankreichs Taxifahrer im Aufstand

Dass diese Probleme nicht nur Deutschland betreffen, zeigt der Blick zu den französischen Nachbarn. Anfang September gingen dort Taxifahrer landesweit auf die Straße – gegen eine Tarifreform der Krankenversicherung. Der Grund: Die neue „Pflege- und Betreuungspauschale“ von 13 Euro für die ersten vier Kilometer bedroht ihre Existenzgrundlage.

Besonders betroffen sind ländliche Gebiete: Taxifahrer auf dem Land befürchten, dass sie ihre Betriebe aufgeben müssen und medizinisch unterversorgte Gebiete noch schlechter erreichbar werden. 85 Prozent der französischen Taxis bieten Patientenfahrten an – bei manchen Fahrern machen diese bis zu 80 Prozent des Umsatzes aus.

Die dortigen Berufsverbände haben ein geschicktes Vorgehen gewählt: Sie verteilen Flugblätter mit dem Slogan „Landtaxi, lebenswichtiges Taxi“ und klären Patienten über die Folgen der Reform auf.

Kassenausgaben steigen ungebremst

Die Krankenkassen stehen ihrerseits unter enormem Finanzdruck. Die Ausgaben für Krankenbeförderung steigen kontinuierlich: 2023 wurden in Deutschland rund 54 Millionen Personen aus medizinischen Gründen transportiert – mit Kranken- und Rettungswagen, Flugrettung sowie durch Taxi- oder Mietwagendienste.

Die Gründe für den Kostenanstieg sind vielfältig: Mehr ältere Menschen benötigen regelmäßige Fahrten, die Preise steigen inflation- und tarifbedingt, und die Qualitätsanforderungen nehmen zu. Zudem führt die unzureichende Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung zu mehr Transporten.

 

Erste Lösungsansätze?

Immerhin zeigen sich erste zaghafte Fortschritte: Seit Juli 2025 haben Baden-Württemberg und Hessen neue Preisvereinbarungen mit automatischen Anpassungen an Mindestlohnerhöhungen eingeführt. Ob diese Regelungen als Vorbild für andere Bundesländer taugen oder ob es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, wird sich zeigen müssen.

Während Taxiunternehmen und Fahrdienste um die Wirtschaftlichkeit ihrer Krankenfahrten kämpfen, stehen die Anbieter von qualifizierten Krankentransporten und Rettungsfahrten vor noch gravierenderen Problemen. Strukturelle Defizite, explodierende Kosten und Qualitätsmängel bedrohen die gesamte Notfallversorgung – ein Thema, das wir in der kommenden Woche genauer beleuchten werden.

 

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