Barrierefreies Wohnen (8) Notrufsysteme
Hilfsmittel, Pflege

Barrierefreies Wohnen (8) Hausnotruf, mobiler Notruf und andere Systeme

Wir stellen Hausnotruf, mobiler Notruf und ähnliche Notruf- und Notfall-Systeme für Senior:innen und Pflegebedürftige vor. Wie funktioniert so etwas?

Einer der wesentlichsten Faktoren für Barrierefreiheit in den eigenen vier Wänden ist Sicherheit. Zu den technischen Pflegehilfsmitteln, die Sicherheit bieten, gehören zweifelsohne Hausnotrufe – auch Seniorennotrufe genannt – oder andere Notrufs- und Assistenzsysteme. Die Bandbreite reicht hier von der Kommunikation mit Angehörigen oder Notrufzentralen bis zu Warnsystemen durch Rauch- oder Bewegungssensoren. Und natürlich ist auch die Auswahl an Seniorenhandys und entsprechenden Notrufs-Apps groß. Wir geben Dir einen Überblick.

Für wen sind Hausnotruf oder andere Notruf- und Warnsysteme geeignet?

Notrufsysteme eignen sich unter anderem für:

  • für chronisch erkrankte Personen (die z. B. Epilepsie, Herz-Kreislauf-Beschwerden, starke Diabetes oder Asthma haben)

  • für potentielle Schlaganfallpatient:innen (jene, die bereits schon mal einen Schlaganfall erlitten haben)

  • für Pflegebedürftige mit beginnender Demenz

  • für alle, die unsicher auf den Beinen sind (hohe Sturzgefahr)

  • für alle, die sich allein unsicher führen (z. B. auch unterwegs – wofür ein mobiles Notrufsystem geeignet wäre)

Hausnotruf und vergleichbare Systeme dienen nicht nur dazu, den betroffenen Personen selber Sicherheit zu geben: Solche Notrufsysteme geben auch den Angehörigen ein sicheres Gefühl – insbesondere dann, wenn Pflegebedürftige vermehrt alleine leben.

Des Weiteren dienen die Notruf- und Assistenzsysteme, um jemanden vor Gefahren zu warnen oder Menschen mit Demenz an wichtige Dinge zu erinnern.

Der Hausnotruf im Detail

So funktioniert ein klassisches Hausnotruf-System:

  1. Die:der Pflegebedürftige hat eine Halskette oder ein Armband mit einem Sender und einem SOS-Knopf. Dieses tragen sie in der Wohnung bzw. im Garten immer mit sich. Der Handsender wird dann im Notfall per Knopfdruck aktiviert.

  2. Bis zu einer Reichweite von 50 Metern entfernt befindet sich die Basisstation. Diese ist in den meisten Fällen an einem Telefon oder direkt am Router angeschlossen. Im Notfall wird eine zuvor eingespeicherte Nummer – in der Regel eine Notrufzentrale – angerufen. Übrigens: Alternativ zum Festnetz gibt es auch Hausnotrufe, die per Mobilfunk-SIM-Karte funktionieren. Das ist dann praktisch, sollte wegen eines Stromausfalls der Router nicht funktionieren. (Die Basisstation selbst verfügt über einen Akku, der für einige Stunden Strom speichert.)

  3. Die Mitarbeiter:innen der Notrufzentrale sind rund um die Uhr erreichbar. Über die Basisstation kann der:die Mitarbeiter:in mit der pflegebedürftigen Person sprechen. Auch bei geschlossenen Türen ist meist ein Gespräch möglich; bei größeren Wohnungen empfiehlt sich die Installation mehrerer Basisstationen. Wichtige Daten zur pflegebedürftigen Person wurden im Vorfeld bereits hinterlegt, so dass die Mitarbeiter:innen direkt wissen, ob z. B. lebenswichtige Medikamente eingenommen werden müssen.

  4. Je nach Situation alarmiert die Notrufzentrale den Rettungsdienst – vor allem dann, wenn es auf der anderen Seite keine Reaktion gibt (z. B. bei Bewusstlosigkeit).

  5. Wenn es im Vorfeld vereinbart wurde, werden auch Angehörige unterrichtet.

Unser Tipp: Hinterlege einen Zweitschlüssel bei einem:einer Nachbar:in und teile dies dem Anbieter des Notrufsystems mit. Im Falle eines Rettungseinsatz kann so möglicherweise verhindert werden, dass die Haus- bzw. Wohnungstür aufgebrochen werden muss.

Es gibt übrigens auch die (meist mit Extrakosten verbundene) Option, dass man sich als Nutzer:in eines Hausnotrufs regelmäßig – z. B. einmal täglich – „melden“ muss. Das funktioniert z. B. über Knopfdruck eines speziellen Buttons. Damit signalisiert man der Notrufzentrale, dass es einem gut geht. Sollte diese Bestätigung einmal ausbleiben, unternimmt die Notrufzentrale von sich aus einen Kontrollanruf und alarmiert im Notfall (z. B. wenn es keine Antwort gibt) ein Rettungsteam.

Anbieter für Hausnotrufe sind unter anderem die Johanniter, die Malteser, das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter Samariter Bund oder die Caritas.

Installation und Ersteinweisung sind selbstverständliche Bestandteile eines solchen Angebots und sollten nicht fehlen. Achte darauf, ob auch ein Reparaturservice im Angebot integriert ist. Die Vertragslaufzeiten variieren bei den verschiedenen Anbietern. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, dass Du Abstand von Verträgen nehmen solltest, die Mindestlaufzeiten sowie längere Kündigungsfristen als zwei Wochen zum Monatsende beinhalten. 

Mobiler Notruf, Smartphones, Demenz-Ortungssysteme: Alternativen zum Hausnotruf

  • Mobiler Notruf: Wer noch viel unterwegs ist, sich aber dennoch unsicher auf den Beinen fühlt, sollte darüber nachdenken, ein System für einen mobilen Notruf dabei zu haben. Verglichen zum Hausnotruf hat der mobile Notruf den Vorteil, dass er nicht nur auf Haus und Garten beschränkt ist. So ein Gerät sieht wie ein kleines Handy aus, das man unterwegs bei sich trägt. Je nach Anbieter gibt es zusätzlich noch einen Notfall- oder Notrufknopf, der unauffällig an einer Kette, am Armband oder am Kragen getragen wird. In der Regel ist dieser wasserdicht.

  • Seniorenhandy mit Notfallknopf: Speziell für Senioren werden Handys mit großen Tasten angeboten, die teilweise auch mit einem speziellen, roten SOS-Knopf ausgestattet sind. Je nach Einstellungen, wird dann bei Betätigung des Notfallknopfs ein:e Angehörige:r oder eine Notrufzentrale angerufen.

  • Seniorengerechte Smartphones mit Notruf-Apps: Auch Smartphones können seniorengerecht (z. B. mit größeren Tasten an der Seite) angeboten werden. Je nach Betriebssystem und Appstore sind eine Menge entsprechender Apps im Angebot, die die Funktion eines Notfallknopfs aufs Display bringen.

Für Menschen mit Demenz sind Notrufsysteme eher unpassend. Die Gefahr ist groß, dass sie im Notfall nicht in der Lage sind, zu entscheiden, den Notfallknopf zu drücken. Alternativen für Pflegebedürftige mit Demenz sind:

  • Demenz-Ortungssysteme und Bewegungssensoren: Vergleichbar mit einem mobilen Notruf können Menschen mit Demenz GPS-Sender mit sich tragen, um kontinuierlich überwacht zu werden. Auch gibt es entsprechende GPS-Ortungs-Apps für Smartphones. Angehörige können dann aus der Ferne – z. B. per Browseranwendung oder über eine Smartphone-App – immer kontrollieren, wo Person mit Demenz sich gerade aufhält. Auch gibt es Funktionen, wo man eine Nachricht erhält, sollte der:die Angehörige mit Demenz einen vorab definierten Bereich (z. B. die Wohnung) verlassen.

  • Warnmelder: Für zuhause eignen sich Rauchmelder, Wassermelder oder Gasmelder, welche Alarm schlagen, wenn man z. B. den Herd betätigt oder wenn sich eine zu hohe Hitze bildet. Je nach Funktionsumfang könnte auch ein:e Angehörige informiert werden.

  • Ambient Assisted Living (AAL): Hierunter werden Smart-Home-Systeme bezeichnet, die verschiedene der oben genannten Sicherheitssysteme miteinander kombiniert. Beispielsweise können auch Sturzsensoren in Bodenbelägen oder Sensoren unter der Matratze (um zu kontrollieren, ob die Person im Bett liegt) mit dem AAL-System gekoppelt werden. Auch kann das System voreingestellte Abweichungen erkennen: Wird die Haustür nachts geöffnet? Oder liegt der:die Pflegebedürftige länger als üblich im Bett? In solchen Fällen können Angehörige entsprechende Nachrichten aufs Smartphone erhalten.

 

Demnächst im DMRZ.de-Blog erfährst Du, was solche Notrufsysteme in der Regel kosten und was davon die Pflegekasse übernimmt?

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