Was muss bei einer zukünftigen Aktion, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, anders gemacht werden?
Patricia Drube: Als erstes muss klar sein: Es helfen keine kleinen „Reförmchen“ und die „Pflegewende“ braucht mehr als eine Legislaturperiode. Punkt eins ist also: Eine Reform der pflegerischen Versorgung ist eine Aufgabe von mehreren Jahrzehnten. Bei der Reform der Bundeswehr wird diese Zeitspanne immer wieder kommuniziert. Ich erwarte, dass sich ein Gesundheitsminister klar dazu bekennt, dass die Reform der Pflege – sowohl was den Beruf als auch was die Versorgung betrifft – eine Generationenaufgabe ist, mit der jetzt ganzherzig begonnen wird.
Was brauche wir? Wir brauchen Investitionen in eine gute pflegerische Grundausbildung – also neben ausreichend qualifiziertem Lehrpersonal auch Rahmenbedingungen, die eine gute Praxisanleitung ermöglichen. Die Einschätzungen und Entscheidungen von Pflegefachpersonen müssen im Sozialversicherungssystem anerkannt werden. Es kann nicht sein, dass jedes Mal der medizinische Dienst eingeschaltet wird, um zu prüfen, ob das, was Pflegefachpersonen feststellen oder verordnen, auch wirklich notwendig ist. Außerdem brauchen wir die Qualifizierung zur Heilkundeübertragung flächendeckend. Wir brauchen Privilegien für langjährig in der Pflege Beschäftigte wie eine Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, zusätzliche Rehabilitationsansprüche, einen höheren Urlaubsanspruch und eine Erhöhung der Rentenansprüche.
Parallel muss auch für Personen, die ihren Job aufgeben um Freunde oder Angehörige zu pflegen, ein voller Renten Anspruch bestehen. Die Rolle von Pflegefachpersonen in unserem Gesundheitssystem muss sich verändern hin zu mehr Kompetenzen zum Beispiel in der Wundversorgung und generell in der Hilfsmittelverordnung.
Außerdem brauchen wir mehr öffentliche Investitionen in Pflegeforschung. Dies würde helfen zu zeigen, dass eine Investition in gut qualifizierte Pflegefachpersonen die Gesundheit der Bevölkerung fördert.
Pflegefachpersonen sind eine Ressource in unserem Gesundheitssystem, die wir derzeit zubetonieren anstatt sie zu kultivieren.
Sind Ihnen denn Bestrebungen der aktuellen Bundesregierung bekannt, ein Nachfolge-Aktion – vergleichbar mit der KAP – zu starten?
Patricia Drube: Uns sind keine derartigen Pläne bekannt. Derzeit haben wir eher den Eindruck, dass von Seiten der Bundespolitik die Ergebnisse der KAP mit angezogener Handbremse weiterverfolgt werden.
Vielen Dank für das Gespräch!