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Pflegemindestlohn: Gewerkschaft jubelt, Arbeitgeber warnen

Gewerkschaften sehen Erfolg gegen Lohndumping, Arbeitgeber warnen vor Finanzierungsproblemen und weniger Arbeitszeit bei Minijobs.

Zwei Wochen nach der Pflegemindestlohn-Erhöhung zeigen sich unterschiedliche Bewertungen in der Branche. Während ver.di die Aufwertung der Pflegeberufe begrüßt, sieht der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V. kritische Auswirkungen auf die Personalsituation. Für Pflegedienstleitungen stehen strategische Entscheidungen an.

Zur Erinnerung: Das gilt seit dem 1. Juli 2025

Pflegefachkräfte erhalten mindestens 20,50 Euro/Stunde, qualifizierte Pflegehilfskräfte 17,35 Euro und Pflegehilfskräfte 16,10 Euro. Der allgemeine Mindestlohn stieg parallel auf 12,82 Euro. Die Erhöhung um 12,3 bis 13,8 Prozent betrifft alle Pflegeeinrichtungen nach dem Überwiegungsprinzip.

Alles zum Pflegemindestlohn

ver.di: „Pflegeberufe haben ordentlich aufgeholt“

Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied, zieht eine positive Bilanz: „Der Pflegemindestlohn sichert als Branchenmindestlohn eine Untergrenze, die das jahrelange Lohndumping vor allem in kommerziellen Pflegeunternehmen beendet hat.“

Die Weiterentwicklung des Pflegemindestlohns habe zusammen mit der Tariflohnpflicht dazu geführt, „dass die Bezahlung in der Altenpflege stärker gestiegen ist als die Löhne in der Gesamtwirtschaft“. Dies sei notwendig gewesen, weil schlechte Entlohnung die Arbeit unattraktiv gemacht und die Versorgung gefährdet habe.

 

Arbeitgeberverband warnt vor Minijob-Problemen

Anders sieht es Andreas Kern, Erster Vorsitzender des bad e.V.: „Der Personalmangel in der Pflege verschärft sich, weil Pflegekräfte gezwungen werden, weniger zu arbeiten.“

Das Problem: Minijobber:innen müssen ihre Arbeitszeit reduzieren, um die 556-Euro-Grenze nicht zu überschreiten. Eine Pflegehilfskraft mit 16,10 Euro kann nur noch etwa 34,5 Stunden pro Monat arbeiten – fast 4 Stunden weniger als zuvor. Das verschärft den ohnehin kritischen Fachkräftemangel zusätzlich: Ausgerechnet in einer Zeit, in der jede Arbeitsstunde in der Pflege dringend benötigt wird, führen die höheren Löhne paradoxerweise dazu, dass weniger gearbeitet werden kann.

Der bad e.V. fordert eine branchenspezifische Minijob-Verdienstgrenze: „Es ist sachlich nicht zu rechtfertigen, ausgerechnet die in der Pflege besonders brenzlige Personalsituation stärker zu belasten.“

 

Personalgewinnung als Hoffnungsträger

Trotz der Sorgen sehen viele auch Chancen. Höhere Löhne könnten Pflegeberufe attraktiver machen und bei der Personalgewinnung helfen. ver.di betont allerdings: „Neben Lohnsteigerungen gilt es auch die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern. Nur mit attraktiven Bedingungen lassen sich die demografischen Herausforderungen bewältigen.“

Praktische Herausforderungen für Pflegedienstleitungen

In der Praxis stehen konkrete Entscheidungen an:

  • Minijob-Strukturen überdenken und Arbeitsausfälle kompensieren

  • Kostenverhandlungen mit Trägern führen

  • Höhere Löhne strategisch für Personalgewinnung nutzen

  • Effizienz durch digitale Lösungen steigern

Fazit: Abwarten und strategisch planen

Die Branche bewertet die Mindestlohn-Erhöhung unterschiedlich. Während Gewerkschaften die Aufwertung feiern, sorgen sich Arbeitgeber um praktische Probleme. Für Pflegedienstleitungen wird entscheidend sein, wie sich die Refinanzierung entwickelt und ob höhere Löhne tatsächlich bei der Personalgewinnung helfen.

 

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