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Interview mit Patricia Drube

Wenn der Postbote zum bezahlten Kümmerer für alte Menschen wird

Düsseldorf, 8.7.2014: Wir fragten Frau Patricia Drube, Referentin für Altenpflege und Referentin für Unternehmerinnen und Unternehmer vom DBfK (Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe Nordwest e.V.) zu den neuen "Altenservices" der Deutschen Post unter dem Stichwort "Post Persönlich".

Wie sinnvoll finden Sie das Angebot der Deutschen Post, dass Postzusteller im Rahmen von "Post Persönlich" bei älteren Kunden mal nach dem Rechten sehen?

Patricia Drube (DBfK): Ich finde, das ist grundsätzlich ein zukunftsweisendes Angebot.

Inwieweit halten Sie einen Preis für diesen "zwischenmenschlichen" Service von 37,50 Euro bis 42,50 Euro pro Monat für gerechtfertigt?

Patricia Drube (DBfK): Dass es sich um eine Leistung handelt, die nicht zum Nulltarif zu haben ist, finde ich angemessen. Wenn wir von Unternehmen erwarten, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen vergüten, müssen wir ihnen zugestehen, kostendeckende Preise zu kalkulieren. Das trifft auf die Post ebenso zu wie auf Pflegedienste.

Welche Gründe sprechen aus fachlicher Sicht für bzw. gegen einen "erweiterten Hausnotruf"?

Patricia Drube (DBfK): Wer diesen Service bucht, möchte damit die Sicherheit erhalten, nicht stunden- oder tagelang unbemerkt in seiner Wohnung zu liegen. Aus pflegefachlicher Sicht ist nichts dagegen einzuwenden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post unter dieser Vorgabe täglich bei den Kundinnen und Kunden klingeln. Klar muss aber für alle Beteiligten sein: Es handelt sich weder um Pflege- noch um Betreuungsleistungen. 

Wer möchte, dass jemand Kontrollbesuche macht, der das Befinden eines älteren Menschen einschätzen kann und auf dieser Grundlage fachliche Entscheidungen über erforderliche Maßnahmen trifft, muss einen Pflegedienst damit beauftragen. Das muss die Post transparent machen!

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post auf die neue Aufgabe vorbereitet? Sind sie darin geschult, worin genau ihre Aufgabe besteht und wie weit ihre Kompetenz geht? Gefragt werden sollte auch: Kann / darf man Mitarbeiter/innen zu einer derartigen Erweiterung ihrer Tätigkeit zwingen? Bisher bestand ihre Aufgabe darin, Post in Briefkästen zu werfen. Sicher wird es nicht selten vorkommen, dass einsame ältere Menschen ein ausführliches Plauderstündchen führen möchten. Werden die Postboten darin geschult, sich mit Rollenkonfliktenauseinanderzusetzen und ihre Leistung auf den vorgegebenen Umfang zu beschränken? Wie viel Arbeitszeit wird den Postboten für die "Servicebesuche" eingeräumt?

Wie wird sich Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren die Landschaft der "Pflegedienstleister" verändern? Gibt es einen Hang zur Diversifikation der Tätigkeiten und Angebote?

Patricia Drube (DBfK): Zunächst möchte ich betonen, dass das Angebot der Post nicht als Pflegedienstleistung bezeichnet werden kann. Als Berufsverband unterscheiden wir sensibel zwischen sozialen und technologischen Unterstützungsleistungen auf der einen und pflegefachlichen Leistungen auf der anderen Seite. Das Angebot an neuen Technologien und Dienstleistungen außerhalb professioneller Pflege wächst an Umfang und Vielfalt. Im Segment der professionellen pflegerischen Versorgung erleben wir eine Zunahme an Betreuungs-, Beratungs- und Entlastungsangeboten. Ambulante Pflegedienste erweitern ihr Portfolio hin zu Serviceleistungen, die ein "betreutes Wohnen" zu Hause ermöglichen.

Ich gehe davon aus, dass sich jede Branche mit den demografischen Veränderungenauseinandersetzt. In Zukunft brauchen wir nicht nur bei der Post sondern auch im Einzelhandel, in der Gastronomie und im Nah- und Fernverkehr Personal, welches mit kognitiv eingeschränkten oder anderweitig hilfebedürftigen Menschen umgehen kann. Klar muss aber auch sein: Betreuungs- und Entlastungsleistungen rund um die pflegerische Versorgung sind qualitätsgesichert von pflegefachlich qualifizierten Dienstleistern zu erbringen!

Wir danken Frau Patricia Drube, Referentin für Altenpflege und Unternehmerinnen und Unternehmer - Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V. (DBfK) - für das Interview.

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