Hochschulisch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen
Heilmittel, Pflege

Die HQGplus-Studie (2) Hochschulisch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen in der Berufspraxis

Wie geht es nach dem Studium weiter? Die HQGplus-Studie des Wissenschaftsrats zeigt, was bei einem Gesundheitsfachberuf ein Studium bringt.

Letztes Mal haben wir im DMRZ.de-Blog die HQGplus-Studie des Wissenschaftsrats vorgestellt und erklärt, wie derzeit das Studiumsangebot für die hochschulische Ausbildung eines Gesundheitsfachberufe ist. Heute gehen wir auf den wesentlicheren Teil der Studie ein – und wollen wissen, wie es um die Absolvent:innen der hochschulischen Ausbildungen steht. Und welchen Stellenwert die Akademiker unter den Kolleg:innen in der Pflege oder in den Therapieberufen haben. Denn laut des Wissenschaftsrats sei der Übergang und die Integration der hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachpersonen in die patientennahe Versorgung ein wichtiger Schritt, um den veränderten Versorgungsnotwendigkeiten gerecht zu werden.

Es fällt aber auch ein Nachteil der 2022 veröffentlichten Studie auf: „Von den 2.679 Praxiseinrichtungen haben insgesamt 93 Einrichtungen einen ausgefüllten Fragebogen zurückgesandt“, steht im Bericht zu der Studie geschrieben. „Damit beläuft sich die Rücklaufquote auf 3,5 %. Bei dieser geringen Rücklaufquote sind die Ergebnisse der Befragung der Versorgungseinrichtungen insgesamt als nicht repräsentativ zu werten.“ Aus diesem Grund wurden nur die Ergebnisse der Befragung der Unikliniken umfassend ausgewertet und bewertet. Immerhin haben 15 der 35 Unikliniken in Deutschland an der Studie teilgenommen und können somit weitestgehend repräsentative Erkenntnisse bieten. Die nachfolgenden Fakten in diesem Artikel beziehen sich also insbesondere auf die Berufspraxis an Unikliniken.

Die meisten Absolvent:innen gehen direkt in die versorgungsnahe Berufspraxis

Konkret ergibt die HQGplus-Studie: Etwa 23 Prozent der Absolvent:innen nehmen im Anschluss ein weiteres Studium wahr, während rund 73 Prozent eine Berufstätigkeit in einem versorgungsnahen Umfeld aufnehmen.

Auf die Frage, welche Beweggründe Menschen an einer hochschulischen Ausbildung eines Gesundheitsfachberufs haben, erklärt die Studie in ihrem Bericht: „Neben dem Beitrag zur Disziplin- und Professionsentwicklung ist die Attraktivitätssteigerung der Gesundheitsfachberufe durch das Aufzeigen von Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten ein weiteres prägendes Motiv.“ Stellt sich aber die Frage, was genau diese Karrieremöglichkeiten sind. Und sind es wirklich „Möglichkeiten“ oder doch eher nur Karriere-„Wünsche“?

Die Unikliniken in Deutschland erwarten von den hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachpersonen, die bei ihnen anfangen, an vorderster Stelle die Förderung evidenzbasierter Arbeitsweisen. Auch stark erwartet werden: Verbesserung der Versorgungsqualität bzw. Effektivität der Behandlungen, Stärkung der Reflexion bei der Arbeit und hohes beruflich-fachliches Engagement (Quelle: S. 130 des Studienberichts). „Die Universitätsklinika verbinden mit der Beschäftigung hochschulisch qualifizierter Gesundheitsfachpersonen im Besonderen die Erwartung an eine Förderung wissenschaftsbasierter Gestaltung der Versorgung und sehen den Bedarf weiterer hochschulisch qualifizierter Angehöriger der Gesundheitsfachberufe für den patienten- bzw. klientennahen Tätigkeitsbereich“, erklärt der Bericht.

Die Realität sieht aber anders aus. Denn der Anteil hochschulisch qualifizierter Gesundheitsfachpersonen in der Versorgungspraxis wird vom Wissenschaftsrat aktuell auf unter 1 Prozent geschätzt. Anders als die oben genannten „Erwartungen“ scheint der tatsächliche „Bedarf“ anders auszufallen.

Welche Aufgaben die Absolvent:innen einer hochschulischen Gesundheitsberufsausbildung übernehmen

Die Grafik oben zeigt die Arbeitsbereiche, die hochschulisch qualifizierte Beschäftigte an Unikliniken einnehmen. Interessant ist, dass die allgemeine patientennahe Versorgung sehr hoch im Kurs steht. Hier unterscheiden sich Absolvent:innen von der Hochschule und von der Berufsausbildung nicht großartig. Und auch der Wissenschaftsrat erkennt: „Die schriftliche Erhebung zeigt, dass die Kompetenzen und erkannten Versorgungsmehrwerte hochschulisch Qualifizierter bisher keinen konsequenten Eingang in deren Aufgabenprofile und deren Vergütung im Vergleich zu berufsschulisch Ausgebildeten finden.“

An anderer Stelle wird es genauer beschrieben: „Die (wenigen) hochschulisch ausgebildeten Personen treffen auf ein Umfeld, das, was die Aufgaben anlangt, bisher wenig oder gar nicht zwischen berufsschulisch oder hochschulisch qualifizierten Personen differenziert.“

Nicht selbstverständlich: Höhere Vergütung aufgrund der Qualifikation

Wenn in der Praxis oft gar nicht großartig zwischen berufsschulisch oder hochschulisch qualifizierten Personen differenziert wird, schlägt sich das auch im Gehalt entsprechend nieder. Laut des Berichts würde die Vergütung hochschulisch qualifizierter Gesundheitsfachpersonen aufgrund ihrer Qualifikation in der Tat nicht selbstverständlich höher liegen als die Vergütung berufsfachschulisch ausgebildeter Kolleg:innen.

Die Studie legt nahe, dass hochschulisch qualifizierte Gesundheitsfachpersonen vielfach analog zu ihren beruflich ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen eingesetzt werden – aber darüber hinaus zusätzliche Aufgaben übernehmen. Dazu fallen Aufgaben mit Prozessverantwortung, Versorgungsgestaltung, beratende, pädagogische oder leitende Tätigkeiten. „Die zusätzlich übernommenen Aufgaben sind zumeist Bedingung für eine höhere Vergütung“, heißt es im Bericht. Spezifische Konzepte für jedes Qualifikationsniveau haben aktuell aber nur sehr wenige Kliniken erst entwickelt (nämlich das Charité in Berlin und die Universitätsklinikum Freiburg).

Mögliche Gründe, warum es die hochschulisch qualifizierten Gesundheitsfachpersonen oft so schwer haben, entsprechend ihrer Qualifikation angestellt zu werden, zeigt die folgende Grafik.

Dass das Gesundheitssystem reformbedürftig ist, wird hinlänglich diskutiert. Zum aktuellen Zeitpunkt ist noch viel zu tun, um die Therapieberufe und die Pflege attraktiver zu gestalten. Und um die Anerkennung höherer Qualifikationen auch entsprechend zu honorieren.
 

>> Mehr zum Fachkräftemangel in Therapieberufen


>> Mehr zum Verdienst in der Pflege


Zum Bericht der HQGplus-Studie

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